Die Idee einer von Stil und Form befreiten Malerei, wie sie das Informel ab Mitte des 20. Jahrhunderts propagierte, könnte kaum besser zum Ausdruck kommen als in dem kraftvollen Werk von Peter Brüning, der in den 1950er-Jahren zu einer der Hauptakteure dieser Kunstbewegung avancierte. Energische, kurze wie breit auslaufende Pinselstriche und einzelne Akzentuierungen kulminieren in einem dynamischen Arrangement. Dabei treten die Nichtfarben Schwarz und Weiß mit Brauntönen und subtilen Setzungen in Blau und Grün in einen spannungsreichen Kontrast. Fülle trifft auf Leere, Fläche auf Linie, Transparenz auf Opazität. Brüning beweist ein besonderes Gespür für Farbe und Komposition. Gleichzeitig entfaltet sich das Physisch-Gestische auf der Leinwand in großer Offenheit; der Fokus liegt auf dem malerischen Akt, dem Schaffensprozess selbst. Raum, Zeit und Bewegung sind bestimmende Parameter in Brünings Kunst, die ihn neben Fragen der Zeichenhaftigkeit beschäftigen.
Peter Brüning, der von 1950 bis 1952 an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart bei Willi Baumeister studierte, war von den in Paris vorherrschenden informellen Strömungen nachhaltig beeinflusst. Als Vertreter einer abstrakt-gestischen und lyrischen Malerei hat er nicht nur die deutsche Nachkriegskunst entscheidend mitgeprägt, sondern fand rasch internationale Anerkennung. Er nahm darüber hinaus dreimal in Folge an der documenta (1959, 1964 und 1968) teil und leistete trotz kurzer Schaffenszeit – aufgrund seines frühen Tods mit nur 41 Jahren – einen entscheidenden Beitrag zur Kunstgeschichte. Ein wiederkehrendes Thema in seinem Werk blieb die Landschaft.