Wie auch die anderen Künstler der „Brücke“, Kirchner, Pechstein und Schmidt-Rottluff, war auch Erich Heckel auf der Suche nach einem Ort zum Malen, der nahezu unberührt von der Zivilisation war und wo Mensch und Natur noch im Einklang lebten.
Er fand diesen Sehnsuchtsort 1913 in Osterholz in der Flensburger Förde – einen Ort, den er von nun an (mit Unterbrechungen währende des Ersten Weltkrieges) jeden Sommer für mehrere Monate bis 1944 aufsuchen sollte. Diese Landschaft war für Erich Heckel von großer Bedeutung und diente ihm für viele Jahre als Quelle der Inspiration, aber auch als Zufluchtsort vor dem hektischen städtischen Treiben in Berlin.
Die vorliegende Arbeit, "Badende vor Bäumen", ist eine der ersten Werke, die hier im Norden Deutschlands entstanden sind und in der sich Mensch und Natur in arkadischer Harmonie begegnen.
Die Komposition zeigt Aktfiguren in der ruhigen Atmosphäre eines Waldes, in dem das grüne Laub und die hoch aufragenden Bäume die Badenden einhüllen und die Grenzen zwischen Mensch und Natur verwischen. Die Landschaft dient nicht nur als Kulisse, sondern nimmt aktiv an der Erzählung teil und verleiht der Szene ein Gefühl von Harmonie und Vitalität.
Einer der auffälligsten Aspekte von Heckels Darstellung ist die Integration des menschlichen Körpers mit den organischen Formen der Bäume. Die geschwungenen Konturen der Körper der Badenden spiegeln die anmutigen Kurven der Äste wider und suggerieren eine friedliche Koexistenz zwischen Mensch und Umwelt. Diese Verschmelzung menschlicher und natürlicher Elemente spiegelt Heckels Glauben an die Verbundenheit aller Lebensformen und sein Verständnis für die innere Schönheit der Welt.
Darüber hinaus verleiht Heckels Einsatz von Farbe und Pinselstrich bei der Darstellung der Landschaft der Komposition Tiefe und Textur. Die leuchtenden Grüntöne bilden die Vitalität des Waldes ab, während der dynamische Gestus der Szene ein Gefühl von Bewegung und Energie verleiht. Farbe und Form führen bisweilen ein Eigenleben, das sich bis zum Äußersten vom Gegenstand entfernt und den malerische Bruch mit der Tradition offenbart. Die Farbe als alles dominierende Element verdrängt die Details des Gegenstandes und die Malerei existiert allein um ihrer selbst willen – als expressive Geste innerer Vorstellung. Es ist nicht mehr die mimetische Nachahmung der Natur, die im Vordergrund steht, sondern das ureigene Empfinden des Künstlers, beispielhaft für die künstlerische Avantgarde.