Nachdem Markus Lüpertz ab etwa 1964 den Begriff des Dithyrambus zur Charakterisierung seiner Malerei für sich in Anspruch genommen hatte, begann er gegen 1970 mit seiner Werkgruppe der „Deutschen Motive“. Darunter zählten für Lüpertz insbesondere ideologisch und geschichtlich aufgeladene Gegenstände mit Symbolcharakter, wie der Stahlhelm, Militärmützen, die Getreideähre und auch der Wald. Ihre im Sinne von Lüpertz „dithyrambische“ Wiedergabe im Bild entzog diesen Symbolen ihre Bedeutungskraft, entleerte sie geradezu ihrer Aussagefähigkeit und ersetzte inhaltliche Affirmation durch freie malerische Assoziation.
Lüpertz malte das „Laubdach“ 1970, dem Jahr, in dem er durch den ihm zuerkannten Villa Romana-Preis längere Zeit in Florenz lebte. Die noch allgegenwärtige faschistische Formensprache im italienischen Alltag dieser Zeit und in der Architektur mag Lüpertz noch stärker als zuvor zur Reflexion über die „deutschen Motive“ angeregt haben. Zu diesen gehört ganz wesentlich auch der Wald, der mindestens seit der deutschen Romantik eine bedeutende Rolle als Symbol des Deutschen, des Nordischen, aber auch des Unheimlichen und damit als Metapher des Seelischen in Kunst und Literatur spielt.