"Kunst = Kapital" war die Formel, die Joseph Beuys 1980 im zentralen Raum des internationalen Pavillons der Biennale von Venedig an die Schiefertafeln schrieb. Wer das liest, interpretiert es unter den heutigen Bedingungen des Kunstmarktes als Kritik an demselben, daran, daß so viele Menschen Kunst ausschließlich als Geldanlage kaufen. Doch die Intention von Beuys war eine ganz andere. Er wollte das Geld und die Anhäufung von vermeintlichen Werten durch das kreative Potential als Kapital ersetzen.
Außerdem wollte Beuys die Rolle des Menschen in der Gesellschaft neu bewerten. Das Kapital, das er meinte, war die Kreativität aller Menschen. Mit seinem erweiterten Kunstbegriff und der „Sozialen Plastik“ forderte er alle Menschen auf, ihre Kreativität zu entdecken und der Gesellschaft zur Verfügung zu stellen und ein soziales Wesen zu sein.