Neben seinen ‚Fotobildern‘ spürt Gerhard Richter vor allem in der Abstraktion Fragen der Malerei und Repräsentation nach: ob in klar strukturierten und abgegrenzten Farbtafeln sowie Streifen und in Vermalungen oder völlig frei und gestisch anmutenden Kompositionen, die monochrom oder mehrfarbig sein können und von kräftigen bis dezenten Farben reichen. Die vorliegende Arbeit von 1979 zählt zu den frühen abstrakten Malereien Richters.
Wie der Künstler erklärt: „Das fing 1976 an mit kleinen abstrakten Bildern, die mir erlaubten, all das zu machen, was ich mir vorher verboten hatte: einfach willkürlich etwas hinzusetzen, um dann zu merken, dass es nie willkürlich sein kann. Dies geschah, um mir eine Tür zu öffnen. Wenn ich nicht weiß, was da entsteht, also kein festes Bild habe wie bei einem Foto, das ich abmale, dann spielen Willkür und Zufall eine wichtige Rolle.“ (Interview mit Sabine Schütz, 1990)
Die Bilder selbst entstehen während des Malprozesses, ohne dass das gewünschte Resultat im Vorfeld feststeht: Vielmehr erarbeitet Richter seine Werke Schicht für Schicht, die er mit unterschiedlichen Malwerkzeugen erzeugt. Glatte Oberflächen werden dabei mit dickem Impasto kombiniert, so dass sich komplexe und spannungsreiche Oberflächenstrukturen ergeben, die von verschiedenen Farbspuren durchdrungen sind. Auch das vorliegende Werk besticht durch den Kontrast zwischen fein vermalten Partien und konzentrierten Farbpartikeln sowie zwischen den von hell nach dunkel changierenden Farbverläufen. Zwei sich überkreuzende und schräg ausgerichtete rotbraune Striche, die in ihrer Farbigkeit unterbrochen werden und sich mit den anderen Farbschichten vermengen, setzen in der strukturreichen Komposition einen zusätzlichen Akzent.