Neo Rauch spricht bei seiner Malerei explizit vom Unterbewussten als Quelle der Bildfindungen, und dass er den Zufall als Kompositionselement zuläßt, verweist deutlich auf den Surrealismus. Die collageähnliche Technik, die Verformungen und Verfremdungen der Figuren und Objekte, deren erratische Aufgabe im Bild und der unklare Verwendungszweck - all dies sind typische Elemente einer surrealistischen Ästhetik. Es ist eine Ästhetik des Überraschenden, die das Zusammenbringen des nicht Zusammengehörigen, die Verbildlichung des Unerwarteten und die freie Assoziation von Traumbildern verwendet, um eine Tür in das Unterbewusste zu öffnen. Das in Rauchs Kompositionen entstehende Rätsel und der daraus resultierende Bedeutungsverdacht beim Betrachter bleibt aber angesichts einer enigmatischen, nicht deutbaren Ikonographie auf Dauer ungelöst.
Genau dies macht den Reiz der Bilder Neo Rauchs aus, die auf vieles zu verweisen und von einer unerhörten Geschichte zu erzählen scheinen, die dennoch nie greifbar wird. Es ist dieser Blick in das Unterbewusste, der sich in der bildhaft manifestierten Traumwelt Neo Rauchs offenbart.