„Pintura-Collage“ ist ein herausragendes Beispiel für Tàpies‘ Materialbilder, das durch seine facettenreiche Textur besticht. Obgleich das in erdigen Tönen gehaltene Werk aufgrund seiner Vielfalt an Materialien und kleinteiligen Struktur sehr dicht und auf den ersten Blick unübersichtlich erscheint, lässt es durchaus Ordnungsprinzipien erkennen: Im Zentrum befindet sich ein ellipsenförmig arrangierter Stoff, der auf der Mittelsenkrechte von einem Stück Holz überlagert wird. Im äußeren Bereich deutet sich mit helleren Akzenten eine Art visuelle Rahmung an. Während Tàpies an einigen Stellen den Blick auf die Leinwand freigibt, wirken andere Bereiche von erdigen Partikeln überladen. Die dunkle Farbgebung verleiht der Arbeit zwar eine gewisse Schwere; gleichzeitig entsteht im Zusammenspiel mit helleren Partien und Reflexen ein kontrastreiches Arrangement.
Mit seinen Materialbildern ab Ende der 1950er-Jahre verabschiedete sich Tàpies zunehmend vom klassischen Bild und löste so die Grenze zwischen Malerei und Skulptur auf. Stattdessen rückten die Oberfläche und der Bildträger in den Fokus. Obwohl Tàpies‘ Auseinandersetzung mit Textur und Materie für seine künstlerische Position entscheidend war, verfolgte der Künstler eine gänzlich andere Intention: Seine Werke sollten den Betrachtenden als Vermittler auf dem Weg zu einer Selbsterkenntnis dienen. Tàpies begriff Kunst als “eine Kommunikation mit den Dingen“ und „eine Art Berührung mit einer allumfassenden Materie, die das gesamte Sein des Universums bestimmt“ (Catoir 1997, S. 89).