Niki de Saint Phalle ist eine der einflussreichsten und vielseitigsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Ihr Werk umfasst Malerei, Skulptur, Architektur und Performancekunst.
In den Fokus der Nachkriegsavantgarde rückte sie insbesondere durch ihre "Shooting Paintings" in den frühen 1960er Jahren. Diese Werke bestanden aus Assemblagen, die mit Farbbeuteln gefüllt und dann beschossen wurden, wodurch die Farben über die Leinwand explodierten. Diese Performances waren eine radikale Abkehr von traditionellen Malmethoden und kommentierten die Themen Gewalt, Kreativität und Zerstörung. Sie positionierten de Saint Phalle als avantgardistische Künstlerin und Mitglied der „Nouveaux Réalistes“.
Einer breiten Öffentlichkeit wurde de Saint Phalle durch ihre "Nanas" bekannt, farbenfrohen, üppigen weiblichen Figuren, die ab den 1960er Jahren entstanden. Diese Skulpturen feierten die Weiblichkeit in all ihren Formen und wurden zu Symbolen für die Frauenbewegung. Die "Nanas" brachen mit traditionellen Darstellungen des weiblichen Körpers und schufen ein neues Frauenbild, das von Lebensfreude, Stärke und Vitalität geprägt war. Niki de Saint Phalles Werke haben die feministische Kunstgeschichte nachhaltig geprägt im Sinne weiblicher Selbstbestimmung und Gleichberechtigung.
Auch die vorliegende Arbeit, „Chaise“, eine bemalte Holzskulptur in Form eines Stuhls, weist das für de Saint-Phalle charakteristische Farb- und Formenvokabular auf, welches sie in ihren „Nanas“ entwickelte.
Denn der Stuhl ist als solcher zwar erkennbar, doch seine Formen erinnern auch an jene des weiblichen Körpers und zusammen mit der farbigen Bemalung, dem typischen Ultramarinblau und dem Gold, verselbständigen sich zu einer ganz eigenen Erzählung. Die Motive auf dem Stuhl zeigen geschwungene Linien, florale- und anthropomorphe Muster, Blumen, Schlangen, Pflanzen, Tiere und Körperteile, die alle miteinander interagieren, so das eine dynamische Bewegtheit entsteht. Diese Malereien haben nicht nur einen ästhetischen Reiz, sondern zeigen auch de Saint-Phalles eigene Symbolik, die ihre Werke miteinander verknüpfen und Themen wie Weiblichkeit, Natur und Spiritualität vereinen.