2008 schuf Robert Indiana mit „HOPE“ den Nachfolger seines weltberühmten „LOVE“, dessen inzwischen berühmt gewordene Typographie er aufgriff, und kippte auch in „HOPE“ das O. Wie zuvor bei „LOVE“ entwickelte Indiana auch für diese Version verschiedene Farbgebungen und führte den Entwurf in unterschiedlichen Medien und Formaten aus.
45 Jahre, nachdem er „LOVE“ geschaffen hatte, das zu einem nicht geringen Teil die damals aktuellen gesellschaftlichen und politischen Umstände reflektierte und sich formal wie inhaltlich an der Kultur der Zeit orientierte, wollte Indiana auch mit HOPE ein neues Zeichen für die Stimmung dieser Jahre setzen. Der aktuelle Anlass für die Entstehung von HOPE war Robert Indianas Bereitschaft, sich für die Wahlkampagne des damaligen Präsidentschaftskandidaten Barack Obama einzusetzen. Dessen Kampagne basierte zu einem wichtigen Teil auf dem Slogan „Hope“, den zunächst der Street Art-Künstler Shepard Fairey 2008 in einem Plakat umsetzte: darauf war ein stilisiertes Porträt Obamas in der Art der Graffiti-typischen „stencil“- (Schablonen-) Ästhetik zu sehen, unter dem in Großbuchstaben das Wort „HOPE“ erschien. Sehr schnell erlangten Slogan und Faireys Plakat weite Bekanntheit und Popularität, so dass es für Indiana nahe lag, hieran mit seinem Werk anzuschließen.
Allerdings hatte sich Indiana schon lange Zeit davor mit der Möglichkeit auseinandergesetzt, sein mittlerweile klassisches „LOVE“-Design auch auf das Wort „HOPE“ zu übertragen. Mehrere Jahre hatte der Künstler mit diesem Plan experimentiert, bis 2008 der äußere konkrete Anlass auch für die Umsetzung sorgte. Indiana selbst äußerte sich zu dem eindeutigen genetischen Zusammenhang seiner beiden Schöpfungen so: “Es ist tatsächlich ein Bruder von LOVE, oder eine Schwester oder ein sehr enges Familienmitglied". In der Tat spielt in die beiden Arbeiten Indianas sehr viel amerikanische Kulturgeschichte hinein, in deren christlicher Spiritualität die Beziehung von Liebe und Hoffnung auf Gott, der mit diesen beiden Begriffen sehr viel direkter als in der europäischen Tradition identifiziert wird, eine große Rolle. Im Grunde könnte man meinen, Indiana habe eine Verbildlichung der drei christlichen Kardinaltugenden, also Glaube, Liebe und Hoffnung, im Sinn gehabt.
Aber es gibt auch noch eine konkrete autobiographische Verbindung Indianas zu dem Wort „Hope“, die sich wiederum ganz nahe an der genannten typisch amerikanischen kulturellen Tradition befindet. Schon 1969 hielt sich Robert Indiana wiederholt in dem Küstenort Vinalhaven auf, der eine kleine Künstlerkolonie beherbergt, und erwarb schließlich 1978 das Haus, in dem er von da ab permanent lebte – eine Lodge, die den Namen „Star of Hope“ trägt, einem früheren Sitz des humanistischen weltlichen Ordens der „Odd Fellows“.