Robert Rauschenbergs Serie der „Spreads“ ist in den Jahren 1975-1983 entstanden. Es sind großformatige Arbeiten, bei denen Rauschenberg Farbe und Lösemitteltransfer auf Holzplatten und oft auch auf Stoffcollagen aufgetragen und darauf vorgefundene Objekte montiert hat.
Der Zusatz „Spread", mit dem Rauschenberg alle Titel der Serie versehen hat, beschreibt sowohl eine weite Fläche, als auch eine Stoffbespannung und er bezieht sich natürlich auch auf den Maßstab der Arbeiten, die bis zu sechs Meter breit sind.
Er selbst sagte auf die Frage, was er mit dem Begriff "Spread" meine, es bedeutet "soweit ich es ausdehnen kann, und Land (wie der 'Spread' eines Bauern), und auch das Zeug, das man auf Toast schmiert."
Inspiriert durch die Vorbereitungen zur bevorstehende Retrospektive seines Werks im Jahr 1976 im heutigen Smithsonian American Art Museum in Washington, D. C., in deren Kontext er erstmals nach Jahren wieder Arbeiten von sich aus den 1950er und 1960er Jahren sah, entstand die „Spreads“- Serie. Sie stellt in formeller Hinsicht eine Fortsetzung der bahnbrechenden „Combines“ dar, die die Kunstgeschichte revolutionierten, indem sie die Hierarchien zwischen Malerei, Druckgrafik und Fotografie auflösten und mit gefundenen Objekten kombinierte.
Durch die Konfrontation mit den „Combines“, griff Rauschenberg Motive aus seiner eigenen künstlerischen Vergangenheit wieder auf und verarbeitete sie in seinen neuen Arbeiten: Reifen, Bettwäsche, elektrische Lampen, Vogelflügel, Regenschirme und Fallschirme - und kombinierte sie mit Textilien und gedruckten Medienbildern in großformatigen, quasi-architektonischen Arbeiten neu.
Die Werkgruppe stellt also keineswegs eine rein retrospektive Übung dar, sondern verknüpft die komplexe Beziehung zwischen Vergangenheit und Gegenwart. So integriert Rauschenberg zwar Elemente aus seinem früheren Werk, begreift sie aber im Kontext der Zeit und spiegelt darin gleichzeitig persönliches Erleben und eine veränderte Lebenssituation. So stellen die „Spreads“ nicht nur eine Verschiebung seiner Farbpalette von der urbanen Erfahrung New Yorks zu den leuchtenden Orang-, Rosa-, Gelb-, und Türkistönen des Lebens in Florida dar, wo der Künstler seit 1970 lebte, sondern setzen sich auch mit den jüngsten künstlerischen Entwicklungen wie der Farbfeldmalerei und dem Minimalismus auseinander, und stellen Bezüge zu einer neuen Künstlergeneration her.