In seinem Werk ohne Titel von 1994 reflektiert Förg seinen malerischen Ansatz auf anschauliche Weise. Der gestische Malduktus in den beiden orange-gelben und rostroten Farbfeldern widerspricht der strengen geometrischen Komposition, die Förg als vorgegeben impliziert, aber dennoch durch seine Malweise konterkariert. Dieser Widerspruch ist ganz charakteristisch für die Malerei Förgs, der durchaus beabsichtigt, die Wahrnehmung des Betrachters suggestiv zu beeinflussen. Die spontane Assoziation von Farbfeldmalerei und geometrischer Abstraktion, mit der Förg hier spielt, wird durch die wuchernde lebendige Form der Farbflächen in Frage gestellt. Für den Betrachter ist nicht eindeutig, welches Feld das andere überlappt, und ob eine Übermalung, die sich an manchen Stellen zu zeigen scheint, stattgefunden hat. Förg betreibt ein Vexierspiel mit Vordergrund und Hintergrund, die das Bild eher zu haben scheint als eine Gegenüberstellung zweier Farbflächen auf gleicher Höhe. Dadurch erhält das Gemälde nicht nur eine Bewegtheit in den Farben an sich, sondern auch eine räumliche Tiefe, die das malerische Thema der Perspektive und das Gefühl des Konstruktiven, Architektonischen aufruft.
Günther Förg gelingt es hier, auf äußerst knappem Raum und mit maximaler Reduktion der Mittel ein komplexes Farb-Raum-Gefüge ins Werk zu setzen, dass seine künstlerischen Anliegen im Kern beinhaltet.