Galerie Thomas

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Georg Kolbe "Japanerin" 1911, Lebzeitenguss

Georg Kolbe - Japanerin

Georg Kolbes "Japanerin" verbindet die Motive des kauernden Aktes und der Darstellung von Asiatinnen, die zu dieser Zeit sehr in Mode waren. Viele Künstler nahmen sich die damals populären japanischen Tänzerinnen als Bildthema vor, so etwa Max Slevogt oder Pablo Picasso. Georg Kolbe reiht sich mit seiner Skulptur in diese Begeisterung ein und begründet hier zugleich eine neue Figurenauffassung in seinem Werk. Emil Waldmann hat die Skulptur in seinem frühen Text über Kolbe schon 1916 besonders hervorgehoben: "Die Japanerin ist ein Werk von höchstem Reiz und feinster Empfindung, keusch im Gefühl und innig in den leisen Bewegungen. Eines jener Werke, bei denen etwas Neues plötzlich über einen Künstler hereinbricht, wo ihm die Augen plötzlich aufgehen und sein Schaffen etwas von der Begeisterung eines mit vollem Bewußtsein erlebten Frühlings wiederbekommt." Seien Sie eingeladen, sich ebenso an dem Reiz der Figur und der virtuosen künstlerischen Gestaltung zu erfreuen!

Die „Japanerin“ von Georg Kolbe hat eine bewegte Geschichte, seit sie schon früh - denn es handelt sich um einen Lebzeitenguß - in die Sammlung eines Dresdener Kunstmäzens kam. Dieser war der Urgroßvater des heutigen Eigentümers und sowohl für seine private Sammlung als auch als Berater und Unterstützer für Museen in Deutschland und Frankreich sehr aktiv. In seiner eigenen Sammlung befanden sich hauptsächlich Gemälde deutscher und französischer Impressionisten, aber auch Skulpturen von Georg Kolbe und Auguste Rodin. Der Schwiegersohn und Erbe des Dresdner Mäzens und ersten Eigentümers der „Japanerin“, damit der Großvater des heutigen Besitzers, floh vor der Roten Armee aus Dresden nach Bremen und mußte dabei zahlreiche Kunstwerke der Familiensammlung zurücklassen. Darunter waren auch vorher an die Dresdener Museen geliehene Werke, so die „Japanerin“ von Kolbe. Nach dem Krieg befand sich die Skulptur lange Zeit hinter dem Eisernen Vorhang als Leihgabe im Museum der Bildenden Künste in Leipzig. Im Jahr 2010 wurde die Skulptur vom Leipziger Museum an den rechtmäßigen Eigentümer, durch Erbgang nun der Vater des heutigen Besitzers, restituiert. Von seiner Entstehung bis heute wurde Kolbes Skulptur also über vier Generationen in derselben Familie weitergegeben und hat sich trotz der Umstände und Wirren des Krieges und der Nachkriegszeit nicht verloren.

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