Poliakoffs "Composition abstraite", die er 1961 geschaffen und 1966 überarbeitet hat, strahlt die kompositorische Kraft und das Formverständnis aus, die für Serge Poliakoffs reifes Werk so charakteristisch sind. Poliakoff mischt seine Farben selbst aus reinem Pigment, ganz aus der momentanen Eingebung heraus. Intuitiv bedeckt er die Leinwand mit leuchtenden Schichten von warmem Rot und Gelb auf dem darunterliegenden Schwarz. Poliakoff, der zuvor professionell als Musiker arbeitete, überträgt musikalische kompositorische Prinzipien in seine Gemälde, deren Asymmetrie sich aus seiner daraus gespeisten Vorstellung ergibt, ein Bild zu schaffen, in dem alle Elemente von Farbe, Proportion und Form in vollständigem Gleichgewicht sind. Diese Haltung und Ausgewogenheit, die er als die Stille der Vollendung bezeichnete, zeigt sich in der Art und Weise, wie sich die unregelmäßigen, warmen Farbflächen auf der Leinwand verzahnen. Das Werk strahlt eine latente Lebendigkeit und harmonische Energie aus, die durch raffinierte tonale Kontraste und sorgfältig modellierte, zwischen organischer und geometrischer Anmutung oszillierende Formen erreicht wird. "Composition abstraite" spiegelt die Überzeugung des Künstlers wider, dass der Raum, nicht der Künstler, die Formen modellieren muss. Sie sollen zum Teil wie eine Skulptur, zum Teil wie Architektur sein. Die geometrische Form muss sich in eine organische Form verwandeln, und es ist der innere Druck des Raums, der dies bewirkt. Serge Poliakoff fasste diese Prinzip knapp so zusammen: "Raum macht Form - nicht umgekehrt“.