Es ist kein Porträt, das Markus Lüpertz mit seiner Figur »Hora« der Wochenzeitung „DIE ZEIT“ zum siebzigsten Jubiläum gewidmet hat. Der Künstler setzt sich vielmehr mit der umfassenden Bedeutung des Begriffes »Zeit« auseinander, die sich jenseits des Irdischen befindet. So präsentiert sich seine »Hora« ohne Kopf: die Zeit steht über dem Individuum.
Ihren Titel erhält die Figur vom griechischen Wort für »Stunde«, ihre Form ähnelt der antiker Skulpturen: Die Hüfte leicht ausgestellt, der rechte Arm angewinkelt und bis zur Schulter erhoben, der linke hingegen in strikter Betonung der Senkrechten nach unten weisend, steht diese weibliche Figur in klassisch-antiker Körperhaltung vor ihren Betrachtern.
Markus Lüpertz setzt sich mit seiner Skulptur jedoch einmal mehr über eine zu enge Deutung nach antiken Vorbildern hinweg und erschafft seine eigene ideen- und mythenreiche Figurine: Das Stundenglas zu ihren Füßen, Vergänglichkeit symbolisierend, und der darauf liegende Granatapfel, ein Zeichen der Unsterblichkeit, stehen im Widerspruch und stellen zugleich die Extreme der Zeit dar. Auch der Stab in der Rechten, der in der Kunst zuweilen als Symbol für die Auferstehung verwendet wird, gehört dieser Kategorie von Bedeutungsträgern an, während der nach unten zeigende linke Arm als narratives Element fungiert.