"Mother and Child Round Form" ist eines von zahlreichen Beispielen für Henry Moores Beschäftigung mit dem Thema der menschlichen, speziell der ruhenden Figur. 1951 schrieb er: "Meiner Auffassung nach ist das lange und gründliche Studium der menschlichen Figur die notwendige Grundlage des Bildhauers. Die menschliche Gestalt ist überaus vielgestaltig und subtil, es ist schwierig, sie in den Griff von Form und Konstruktion zu bringen - darum ist sie die anspruchvollste Form für das Lernen und Begreifen." Sein Ausgangspunkt war jedoch nicht die klassisch-naturalistische Tradition, sondern eine abstrahierende Figurenauffassung, für die in vorklassischen und außereuropäischen Kunstwerken Lösungsbeispiele zu finden waren. Die liegenden Figuren, die Moore inspirierten, waren etruskische Sarkophagdeckel und mittelamerikanische "Chac Mo’ol"-Figuren, deren Formen er abstrahierte, auflöste und neu kombinierte. Dabei waren die Einzelformen der so neu komponierten Figuren oftmals von natürlichen und organischen Formen beeinflusst, etwa von Steinen, Knochen oder anderen Fundstücken.
Die Mutter-Kind-Figuren haben jedoch eine klare abendländische Tradition, und ihre Wurzeln sind die hieratischen mittelalterlichen Madonnendarstellungen, die wiederum auf byzantinischen Vorbildern, gemalten und skulptierten Ikonen, beruhen. Hier greift Moore eines der ältesten Motive der Madonna mit Kind auf, nämlich die "Madonna lactans" oder "Glykotrophousa", also die das Christuskind stillende Muttergottes.