In den 1960er Jahren schuf Arp weiterhin plastische Arbeiten aus ausschließlich organischen Formen, die an seine Werke der 1930er Jahre anknüpfen und einen Gegenpart zu den stärker kubistischen und architektonisch motivierten Werken, wie etwa den Schwellenplastiken, bilden. Zur Gruppe von Arbeiten in organischen Formen gehört das „Wolkentier“, dessen suggestive Form zu Assoziationen einlädt, die auch durch die Titelgebung herausgefordert werden. Wolkentiere, also in auffällige Wolkenformen hineingesehene Formen, Bilder, Tiere sind nicht reale und ephemere Erscheinungen, die, obwohl nur „eingebildet“, im Moment ihrer Wahrnehmung doch wirklich sind – wenn auch nur für diesen Moment. Diese Eigenschaft teilen sie mit Traumbildern, und so sind Wolkenbilder ebenso wie die Träume eine von der surrealistischen Symbolik besonders geschätzte Wirklichkeitsebene, da sie über die sinnliche Realitätswahrnehmung hinaus in das Reich der Phantasie führt. Wolkentiere wie Arps Plastik sind eine Art Realität in Metamorphose und damit besonders nahe an den teilweise hermetischen, sich fortwährend wandelnden Assoziationsketten des Surrealismus. Schon in seinem Gedicht „Die Blumensphinx“ von 1920 hatte sich Hans Arp ganz explizit auf die Wolkentiere bezogen:
„zur arie einer glocke dreht sich ein
zerzauster stern.
der geblümte teppich, über den die
traum- und wolkentiere in den himmel
gezogen sind, wird gebürstet und
zusammengerollt.“