In den sechziger Jahren schuf Arp auch weiterhin plastische Arbeiten aus ausschließlich organischen Formen, die nahtlos an seine Werke der dreißiger Jahre anknüpfen und einen Gegenpart zu den stärker kubistischen und architektonisch motivierten Werken, wie etwa den Schwellenplastiken bilden. Zu dieser Gruppe von Arbeiten in organischen Formen gehört auch das vorliegende Werk des „Engeltorso“ mit seinen für Arp so charakteristisch amorph-geschwungenen Formen, die Elemente des weiblichen Torsos, als auch Elemente aus der Natur abstrahieren und in unnachahmlicher Art und Weise vereinen.
Die Natur war stets eine der Hauptinspirationsquellen für Hans Arp, und er bewunderte die Naturgesetze und ihre Möglichkeiten der Metamorphose, lehnte es jedoch strikt ab, die Natur zu kopieren oder zu imitieren. Geleitet von Zufall und Intuition schuf der Künstler seine eigene organische, unregelmäßige Geometrie. Er wollte die Entwicklung und das Wachstum des natürlichen Lebens aufzeigen und spürbar machen, aber nicht auf mimetische Weise. Arp stellte eine Verbindung zwischen den biomorphen Formen seiner Skulpturen und Elementen der natürlichen Welt her, um die mysteriösen und poetischen Elemente zu enthüllen, die in der Umwelt um uns herum verborgen sind.
Die Andeutung eines erhobenen Engelsflügels bei der vorliegenden Skulptur erinnert an die Nikes der klassischen Antike, aber auch an frühere Werke von Arp. Das Motiv des Flügels taucht erstmals in der berühmten Skulptur „Demeter“ auf, die Arp drei Jahre vor der Entstehung des vorliegenden Werks schuf. „Engeltorso“ stellt auch eine visuelle Weiterentwicklung von Arps kleinerem Werk mit dem Titel „Entité ailée“ von 1961 Alle drei Werke, auch das vorliegende, sind durch das Motiv des ausgestreckten Flügels vereint.