Lange bevor Gerhard Richter 1976 die als solche definierte Gruppe der Abstrakten Bilder schuf, gab es in seinem Oeuvre abstrakte Werke. 1960, als er noch in Dresden war, schuf Richter die Zeichnung „Ohne Titel (Ist das ein Land)“, welche er, ausgehend von auf das Papier gekleckster und verlaufener Tusche, in eine Art Landkarte verwandelte. Auch das vorliegende Blatt aus einer Serie von 23 Arbeiten ist mit Tusche in mehr oder weniger starker Verdünnung gestaltet.
Zur Abstraktion sagte der Künstler 2009 in einem Gespräch mit Ulrich Wilmes: „Wie wir es bei jedem anderen Bild, bei jedem Anblick überhaupt tun, wir suchen es ab nach Ähnlichkeiten mit Dingen und Zuständen, die wir kennen und gespeichert haben. Und natürlich gibt es bei völlig ungegenständlichen Bildern unzählig viele Stellen, die uns an irgendwas erinnern, die irgendwas ähnlich sind. Allerdings ergeben diese partiellen Ähnlichkeiten nie eine normale Figur oder so was. Sie zeigen also eine andere Welt, eine künstliche, und deshalb halte ich es für so nützlich, wenn wir diese abstrakten, also nicht entzifferbaren Anblicke genauso als wörtliche Schilderungen nehmen, wie bei einem Foto, das einen wirklichen Gegenstand darstellt.“