Gerhard Richters nur mit dem Datum des Entstehungstages „3.3.94“ betitelte Arbeit in Öl auf Karton zeichnet sich durch die für seine abstrakten und ungegenständlichen Arbeiten charakteristische Technik aus, mehrere Farbschichten übereinander zu legen und sie mit der Rakel so zu bearbeiten, dass sowohl die Farbschichten als auch der Gesamteindruck der Bildoberfläche eine Bewegtheit und Haptik erlangen, die die Wahrnehmungsgewohnheiten des Betrachters herausfordern.
Die Farben nehmen durch die Art und Weise des Auftrags eine scheinbar figurative Rolle an. Die pastose, haptische Oberfläche macht zugleich den Reiz des Bildes aus, denn dadurch bekommt sie eine materielle Realität, die der reinen Farbe eine objekthafte Realität verleiht.
Dieses Spiel mit der Illusion und der Mimesis als Gegenspieler der reinen Abstraktion ist es, das Richter in seiner Auseinandersetzung mit der Malerei interessiert. Seine Frage an die Malerei zielt darauf ab, dem Betrachter die Wahrnehmungslücke zwischen dem realen, „echten“ Farbmaterial und der erwarteten Abbildhaftigkeit eines Bildes ins Bewußtsein zu bringen. Darüber hinaus manifestiert sich in der tagesgenauen Datierung ein tagebuchartiger Charakter, der aus dem Werk eine Momentaufnahme des fortschreitenden malerischen Suchens macht.