Fernando Boteros bildhauerischer Stil ist, wie seine Malerei, ebenso unverwechselbar wie einmalig. Die ins groteske übersteigerten Körperrundungen seiner Figuren erzeugen bei seinen Skulpturen eine monumentale Wirkung, deren Präsenz durch die hieratische Haltung der Figuren und die glatten, faltenlosen und glänzenden Oberflächen noch gesteigert wird.
Dabei sind diese Darstellungen keinesfalls karikaturistisch gemeint, sondern vielmehr eine Übersteigerung, die für Botero an den Kern des bildnerischen Problems führt, ebenso in der Skulptur wie in der Malerei.
Botero verschmilzt in seinen Werken vielfältige Einflüsse der abendländischen wie der südamerikanischen Kunst seines Herkunftslandes. Seine Themen beziehen sich häufig – wo sich nicht der kolumbianischen Alltagswelt entnommen sind – auf klassische Motive der westlichen Kunst oder berühmte Werke alter Meister, die er selbst vorwiegend in Italien und Spanien studiert hat.
Formal nutzt Botero die Formensprache alter Kulturen, sowohl der präkolumbianischen wie der prähistorischen Kunst. Die unrealistische Übersteigerung der Formen ist dabei auch bei Botero nicht als Verzerrung, sondern als Betonung, als Akzentuierung zu verstehen. Sein Thema ist die Gestaltung des Körpers im Raum, dessen durch die fast immer zu bemerkende Beziehungslosigkeit auch der miteinander auftretenden Figuren, aber auch durch deren Haltung gegenüber einem Betrachter zu einer Strenge führt, die im Gegensatz zu der zunächst als ironisch empfundenen Körperfülle steht.
Genau an diesem Punkt setzt aber Boteros Kritik an ästhetischen Normen und bildnerischen Kanonisierungen an, die sowohl eine formalästhetische Beschränkung des "richtigen Darstellens" als auch avantgardistische Abirrungen zum Selbstzweck als "Kolonialisierungsversuche" der Kunst ablehnt. Dennoch ist es gerade in diesem Punkt ein Künstler wie Picasso, dessen bildnerisches Bestreben und fortwährendes Zertrümmern, Verändern und neu Kombinieren von Darstellungsformen vielleicht den wichtigsten Einfluss auf Boteros künstlerische Entwicklung genommen hat.
Das Pferd ist dabei ein ständig wiederkehrendes Thema in Boteros Oeuvre, geprägt durch seine eigene Biographie und seine Kindheitserinnerungen an seinen früh verstorbenen Vater, der als Handelsreisender zu Pferd Kolumbien durchquerte. "Ich habe mein ganzes Leben lang Pferde gemalt, aber sie sind alle unterschiedlich." Insbesondere seine Pferde-Skulpturen vermitteln, unabhängig von ihrer tatsächlichen Größe, eine monumentale und einnehmende Präsenz.