Fernando Boteros bildhauerischer Stil ist, wie seine Malerei, ebenso unverwechselbar wie einmalig. Die ins groteske übersteigerten Körperrundungen seiner Figuren erzeugen bei seinen Skulpturen eine monumentale Wirkung, deren Präsenz durch die hieratische Haltung der Figuren und die glatten, faltenlosen und glänzenden Oberflächen noch gesteigert wird.
Botero verschmilzt in seinen Werken vielfältige Einflüsse der abendländischen wie der südamerikanischen Kunst seines Herkunftslandes. Seine Themen beziehen sich häufig – wo sich nicht der kolumbianischen Alltagswelt entnommen sind – auf klassische Motive der westlichen Kunst oder berühmte Werke alter Meister, die er selbst vorwiegend in Italien und Spanien studiert hat.
Formal nutzt Botero die Formensprache alter Kulturen, sowohl der präkolumbianischen wie der prähistorischen Kunst. Die unrealistische Übersteigerung der Formen ist dabei auch bei Botero nicht als Verzerrung, sondern als Betonung, als Akzentuierung zu verstehen.
Boteros „Dressed Woman“ ist ein typisches Beispiel dieser Vorgehensweise, dessen Charme auch in dem Spiel mit der Diskrepanz zwischen dem bourgeoisen, harmlosen Habitus der Figur und ihrer monumentalen, stoischen Präsenz liegt.