Fernand Léger hat Deux femmes tenant des fleurs 1954 in seinem Atelier in Gif-sur-Yvette gemalt und damit ein Thema aufgegriffen, dass sich in seinem malerischen Werk immer wieder findet. Das bildprägende Paar zweier weiblicher Akte hat er in seiner Komposition so miteinander in räumliche Beziehung gesetzt, dass er auf diese Weise die Interaktion der figürlichen Formen mit dem Raum und der Farbe erforschen konnte. Solche Paare werden oft durch ein Requisit begleitet, so wie hier der Blume, die dem gesamten Bildaufbau ein Zentrum oder eine Akzentuierung hinzufügt. Die beiden weiblichen Figuren sind in ihrer stilistischen Auffassung, mit den stark umrissenen Gliedmaßen, der kaum modulierten Binnenfarbe und der kräftigen Kontrastierung durch das dominierende Rot des Hintergrundes eine Weiterführung von Légers mechanistisch anmutenden, aber dennoch klassisch wirkenden Figuren der zwanziger Jahre. Sie beleben damit einen Neoklassizismus wieder, der sich bei Léger bis in die frühen zwanziger Jahre zurückverfolgen läßt, und dessen Quellen auch in Picassos neoklassischer Phase jener Epoche zu suchen sind.
Daher rührt in die statuarische Strenge und Monumentalität der Deux femmes tenant une fleur. Léger faßt hier, ganz im Sinne der dargestellten langen Reihe von Versionen und Formulierungen des Themas, mehrere charakteristische Elemente seines bisherigen Werks zusammen. Das Gemälde ist eine Verbindung von Konstruktivismus durch den statischen, fast zweidimensionalen Hintergrund, in dem Léger auch eine Reminiszenz an Piet Mondrian angedeutet hat, und von Klassizismus, der sich deutlich in den massiven Formen der beiden Körper ausspricht. Dieses Amalgam kombiniert Léger darüber hinaus mit den Ideen des Surrealismus, betrachtet man die Kontorsion der Gliedmaßen und der Körper insgesamt oder das irritierend hermetisch dargestellte Objekt der Blume. Deux femmes tenant des fleurs wurde im Jahr vor Légers Tod gemalt – es ist durch all die genannten Eigenschaften durchaus eine Quintessenz des malerischen Werkes von Fernand Léger.