In den kleinformatigen Werken sah Nolde „die Vollführung meiner erhaltenen Gabe, die ich dienend befolgte“, wie er im Manuskript zu den „Ungemalten Bildern“ schreibt. „Viele Aquarelle damals u. auch später, erreichten nicht die Höhe, die ich zu erreichen suche, ich unerbittlich vernichtete sie, oder zerteilte sie, versuchend,
bisweilen unter Hinzunahme von Tusche u. Deckfarben meine kleinen, frei erfundenen, zumeist figürlichen Gestaltungen hinzumalen. Ich fühlte mich an kein Naturvorbild gebunden u. malte, bisweilen dabei etwas übermütig lächelnd, oder auch war ich traumhaft schaffend. Ein Strich mit Pinsel oder Finger gaben empfundene Bewegung oder Character einer Figur u. ich arbeitete mit allen Möglichkeiten, hier wie überhaupt in meiner Kunst: Bewußtes, Zufälliges, Verstandliches [sic!] u. Gefühltes, es alles sind meine Mittel.“ Es sind immer wieder (Gegensatz-)Paare von Mann und Frau, Alter und Jugend oder Bruder und Schwester, anhand derer Nolde die ambivalente Natur des Menschen in unzähligen Facetten meisterhaft zum Ausdruck bringt, und gleichzeitig sind sie ganz und gar Farbe.