Neben der Landschaft sind es Portraits und Figuren, die Noldes gesamtes Oeuvre bestimmen. Neben dem klassischen Portrait (das bei Nolde eher selten vorkommt) oder dem Fantasie-Portrait in Einzel- oder Gruppenzusammenstellungen, finden sich biblische oder familiäre Konstellationen wie Bruder und Schwester und Mutter und Kind.
Die Annäherung an die Dargestellten ist selten klassisch im Sinne einer naturgetreuen Wiedergabe der realen Physiognomie. Vielmehr sucht Nolde die Charakteristik jenseits einer tradierten und mimetischen Vorstellung herauszuarbeiten.
Die im Jahr 1949 entstandene Darstellung der "Jungen Familie" mit Mutter, Vater und Säugling, geht auf eines der sogenannten ‚ungemalten Bilder‘ zurück, ein kleines Aquarell aus dem Zeitraum 1938-1941, das sich heute in der Nolde-Stiftung in Seebüll befindet. Die Umsetzung in Öl, die lediglich in Nuancen abweicht, verwirklicht der Künstler 1949. Das Sujet der Familie in einer Dreierkonstellation weckt sofort Assoziationen an den Themenzyklus der religiösen Bilder, einem Schwerpunkt in Noldes Werk – insbesondere an die Heilige Familie mit Maria, Joseph und dem kleinen Christuskind – dem Urbild der idealen Familie. Biblische Themen beschäftigen Nolde, dessen Leben von frühester Kindheit an religiös geprägt war, während seines gesamten künstlerischen Schaffens.