Auch im Spätwerk Noldes dominieren die Figurenbilder. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges malt Emil Nolde noch über hundert Ölgemälde: „Es war mir wie aufgespeicherte, innigste Empfindungen, die sich zu lösen vermochten. Ich malte vorerst ein paar Gartenbilder mit rotglühendem, großem Mohn, um mich an die Farben zu gewöhnen. Nachher entstanden die ›Harmonie der Weisheit‹, ›Musik‹, ›Leid volles Glück‹, ›Vater, Mutter, Sohn‹, ›Fischer und Töchterchen‹, [...]. – Die Farben flossen, in Akkorden sich gebend.“ Das genannte Gemälde „Fischer und Töchterchen“, entstanden 1946, zeigt in der linken Bildhälfte im Schulterstück einen weißhaarigen, bärtigen Mann, neben sich seine schöne Tochter mit blondem Haar. Das ruhige Meer vor orange-rotem Wolkenhimmel im Hintergrund, am rechten Bildrand zwei Fischerboote mit weißen Segeln, zeigt sich als traumhaftes Seestück. Emil Nolde verbindet hier seine ganze Könnerschaft des Figurenbildes mit den Meerlandschaften. Der reife Künstler intensiviert malerisch die Harmonien und intimen Beziehungen seiner Figurenbilder, indem er den Pinselduktus reduziert und ruhiger werden lässt. Der emotionale Gehalt seiner Bilder tritt in den Vordergrund.