Das aus Öl und Sand bestehende Werk erinnert an eine marode Mauer, wie sie durch Einkerbungen, Ritzungen, Abriebe und sonstige Spuren gezeichnet ist. Darauf findet sich gleich mehrfach die V- bzw. Dreiecksform wieder: Im oberen Bildbereich ist vertikal eine Reihe von kleinen Pfeilen auf einer reliefartigen Erhebung angeordnet, die in einem nach unten ausgerichteten Dreieck abschließt und somit das V-Motiv doppelt. Dieses wird am unteren Bildrand gespiegelt, wo ein A sichtbar wird, das auf Tàpies‘ Anfangsbuchstaben verweist. Ob es sich aber letztendlich um Zeichen, Buchstaben oder Formen handelt, bleibt ungewiss und liegt im Auge der Betrachtenden. Diese Überlagerung bzw. Offenheit in der Deutung ist typisch für Tàpies‘ Herangehensweise und unterstreicht den evokativen Charakter des Werks, das sich durch Kontraste zwischen Rot- und Grautönen sowie den unterschiedlichen Oberflächenstrukturen hervorhebt.
Tàpies wurde in den 1950er-Jahren für seine Mauerbilder bekannt. Ähnlich wie Brassaï mit seinen Graffiti-Photographien oder Dubuffet in seinen Materialbildern, reflektierte der Katalane, der 1950 erstmals Paris besuchte und sich mit den dort vorherrschenden Kunstströmungen auseinandersetzte, in seinen Werken das Lebensgefühl der entbehrlichen Nachkriegsjahre. Tàpies griff immer wieder auf ärmliche Materialien wie Sand oder Erde zurück, die auch in der Arte povera Verwendung fanden. Dabei ging es ihm keinesfalls um eine formale Erkundung des Materials, sondern um eine Sprache, die seine Empfindungen und Geisteshaltung bestmöglich auszudrücken vermochte. Das Motiv der Mauer selbst ist mit verschiedenen Bedeutungen besetzt: als Ort des Schutzes, der Barriere und vielfachen Einschreibungen, als Seismograph der Zeit und Träger von Zeichen. Umso passender erscheint der Zufall, dass sich der Name Tàpies von dem katalanischen Wort für Mauer ableiten lässt.