Wie ein großes historisches Tableau präsentiert Anselm Kiefer in seinem 2003 entstandenen Werk mit der ins Bild gesetzten Überschrift „Der Universalien-Streit“ einen philosophischen Disput als panoramenhaftes Schaubild.
Der Universalienstreit, der bis in die Antike und auf Platons Ideenlehre zurückgeht, drehte sich vor allem im Hochmittelalter um die Frage, ob die Ideen und Begriffe real existieren. Es standen sich die Realisten auf der einen und und die Nominalisten auf der anderen Seite gegenüber. Für die Realisten waren die Ideen und Begriffe tatsächlich existent und alle in der sichtbaren Welt vorhandenen Dinge von ihnen gewissermassen abhängig, ein Abbild der höchsten Wirklichkeit. Die Nominalisten hingegen verstanden Ideen und Begriffe als Abstraktionen des Geistes, als Namen für die Dinge, die allein als solche individuell und wirklich existieren. Dies ist natürlich nur eine sehr verknappte, schematische Beschreibung der sehr komplexen philosophischen Diskussion, die aber unter anderem grundlegend für die Entstehung der modernen Naturwissenschaften und deren Möglichkeiten der Erkenntnisgewinnung war.