Alicja Kwades Arbeiten, zumeist skulptural oder installativ, sind ein komplexes Spiel mit Wahrnehmung, der Erinnerung an bereits Bekanntes und in ihren Werken Zitiertes und den Konventionen der Wahrnehmung – welche Werthaftigkeit, Mitteilungsebene und Bedeutungsschwere haben die einzelnen Komponenten der wahrgenommenen Realität? Nach Kwades Analyse hängt dies zumeist von erlernten Ordnungskriterien und Hierarchien ab, die der jeweilige Betrachter mitbringt.
Die Frage nach der tatsächlichen Realität und ihrer Bewertung und Einordnung beschäftigt Kwade in ihren Arbeiten, und diese geben zumeist die Antwort, dass die eigentliche Substanz des Wahrgenommenen nicht genug ist, denn sie erfährt auch Interpretation, zumeist unbewußt, und dadurch verändert sich das Ergebnis der jeweiligen individuellen Wahrnehmung.
Daher arbeitet Alicja Kwade häufig mit dem Mechanismus der Verfremdung, so auch in ihrer Arbeit "Absorption (Dolomit)". Drei auf beiden Seiten verspiegelte Flügelwände erzeugen im öffentlichen Raum drei Raumsegmente, in denen jeweils ein Felsbrocken Platz gefunden hat. Doch dies ist nur scheinbar der Fall: nur einer der drei Brocken ist tatsächlich ein im Titel erwähnter Dolomitfels, die beiden anderen – farblich, nicht aber in ihrer äußeren Form sofort vom Naturstein zu unterscheiden – sind Artefakte, die auf diese Weise auch das alte künstlerische Problem der Imitation der Natur aufgreifen.