Das Zeichnen steht im Zentrum von Alfred Kubins künstlerischem Schaffen, denn in dieser Technik lassen sich seine vom Symbolismus beeinflussten, phantasiereichen Kompositionen und ikonographischen Erfindungen unmittelbar und schnell umsetzen. Von besonderer Bedeutung ist für Kubin der Bezug zur Literatur: zum einen war Kubin eine klassische Doppelbegabung als bildender Künstler und als Schriftsteller. Zum anderen hat seine Affinität zur Literatur dazu geführt, dass Kubin ein produktiver und gefragter Illustrator war. Auch das vorliegende Blatt des „Narrenschiffs“ steht in Verbindung zu einem literarischen Werk, der 1494 zuerst erschienenen Moralsatire „Das Narrenschiff“ von Sebastian Brant. Das Buch hatte einen bis in die Moderne anhaltenden Erfolg, wurde in viele Sprachen übersetzt und hat den Begriff des „Narrenschiffs“ sprichwörtlich gemacht. Das Narrenschiff ist ein symbolisches Bild einer Gesellschaft, die, oftmals wider besseres Wissen oder aber blind für alle Warnzeichen sich selbst durch ihr närrisches Verhalten auf allen Ebenen menschlichen Zusammenlebens in ihrer Existenz gefährdet - ein Topos, der an Aktualität nicht das Geringste verloren hat.