Als einer der ersten Bildhauer, der die malerischen Errungenschaften des Kubismus in die Dreidimensionalität überführte, zählt Jacques Lipchitz zu den wichtigsten Bildhauern des 20. Jahrhunderts. 1891 als Chaim Jakoff Lipschitz in Litauen geboren, zog er 1909 nach einem Ingenieurstudium nach Paris, um sich an der Ecole des Beaux-Arts sowie an der Académie Julian und Académie Colarossi der Kunst zu widmen. In den 1910er-Jahren lebte Lipchitz in Montparnasse in der Nachbarschaft von Constantin Brâncu?i und machte durch Diego Rivera die Bekanntschaft von Picasso und anderen kubistischen Malern, die sein Werk maßgeblich beeinflussten. Darüber hinaus pflegte er Freundschaften mit Künstlern wie Chaim Soutine und Amedeo Modigliani. In diesem inspirierenden, avantgardistischen Umfeld entstanden 1913/1914 erste kubistische Skulpturen (zunächst in Frontalansicht), die Lipchitz in den kommenden Jahren technisch verfeinerte und zur Meisterschaft brachte. In seinen sogenannten ‚transparenten‘ Skulpturen entwickelte der Künstler ab 1925 seine Formensprache weiter und befreite sich von seinem kubistischen Formenvokabular, indem er sich von den massiven Blöcken löste und mittels Wachsausschmelzverfahren luftigere und organisch anmutende Skulpturen schuf.
1937 wurde Lipchitz bei der Pariser Weltausstellung mit der Goldmedaille für seinen „Prometheus“ ausgezeichnet. Infolge der Besetzung der französischen Metropole durch die Nationalsozialisten floh Lipchitz zunächst nach Toulouse und 1941 in die USA, wo er sich in New York und schließlich in Hastings-on-Hudson niederließ. Nach einer Teilnahme an der Third Sculpture International Exhibition at the Philadelphia Museum of Art (1949) wurde sein Werk 1954 in Retrospektiven im Museum of Modern Art, New York, Walker Art Center, Minneapolis und im Cleveland Museum of Art, Cleveland, gewürdigt. 1958 folgte eine große Wanderausstellung mit Stationen im Stedelijk Museum, Amsterdam, Musée d’Art Moderne, Paris, Palais des Beaux-Arts, Brüssel, in der Tate Gallery, London und anderen renommierten Ausstellungshäusern. Eine Beteiligung an der Biennale von Venedig (1952), zwei documenta-Teilnahmen (1959 und 1964), öffentliche Großaufträge und zahlreiche weitere Ausstellungen – darunter eine große Schau im Metropolitan Museum of Art (1972), New York – unterstreichen die Bedeutsamkeit französisch-amerikanischen Bildhauers.